Pfefferminze

Topisches Menthol bei peripherer Neuropathie

2025-01-22
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Topisch angewandtes Menthol zeigte eine signifikante Verbesserung der durch Chemotherapie induzierten periphereren Neuropathie (CIPN) bei Brustkrebspatientinnen im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Dieses Ergebnis zeigte eine am Konya City Hospital, Türkei, durchgeführte randomisierte, kontrollierte Studie. Teilnehmer waren 60 Brustkrebspatientinnen, welche bereits mindestens 2 Chemotherapie-Zyklen erhalten und darunter CIPN-Symptome entwickelt hatten. 

Diese erhielten eine adjuvante Adriamycin-Cyclophosphamid (AC) oder Cyclophosphamid-Adriamycin-5 Fluorouracil (CAF) Infusion alle 21 Tage als Erstlinienbehandlung für Brustkrebs im Stadium II-III. Als Zweitlinienbehandlung wurde Paclitaxel eingesetzt. Patientinnen, die während der Behandlung mit Paclitaxel Symptome einer peripheren Neuropathie entwickelten, wurden in die Studie aufgenommen. Diese wurden in zwei Gruppen eingeteilt: eine Interventionsgruppe, die zweimal täglich eine 1 %ige Menthol-Creme (auf Wasserbasis) auf Hände und Füße auftrug und eine Kontrollgruppe, die eine Standardtherapie erhielt.

Da sich CIPN-Symptome typischerweise 3-4 Wochen nach der Paclitaxel-Verabreichung entwickeln, wurde in der sechsten Woche mit der Anwendung von Menthol begonnen. Die Symptomveränderung wurde anhand der Chemotherapy-Induced Peripheral Neuropathy Assessment Tool (CIPNAT)-Skala* in einer validierten türkischen Form nach 3 und 6 Wochen bewertet. Die statistische Bewertung erfolgte mit einer Modellvarianzanalyse bei den wiederholten Messungen.**

Ergebnisse: Für die Gruppe mit Menthol zeigten sich in allen Skalen signifikante Verbesserungen. In der Modellvarianzanalyse zur Betrachtung der Effekte über die Zeit zeigte sich für Menthol im Vergleich zur Kontrolle eine signifikant stärkere Verbesserung der CIPN-Symptomatik (1. Sektion der Skala); die Effektstärke betrug η2 = 0,214. In der zweiten Sektion der Skala, die Wertung der feinmotorischen und allgemeinen Aktivitäten, zeigte sich ebenfalls für Menthol eine positive Veränderung, hier mit einer Effektgröße von η2 = 0,114. In beiden Teilskalen zeigte sich ein Rückgang bzw. eine Verbesserung der Symptomatik mit Menthol, während in der Kontrollgruppe ein Anstieg dokumentiert wurde.

Leitlinien der European Society for Medical Oncology (ESMO), der European Oncology Nursing Society (EONS) und der European Association of Neuro-Oncology (EANO), empfehlen topisches Menthol zur Diagnose, Vorbeugung, Behandlung und Nachsorge bei CIPN. Es gab bisher keine publizierten Studien, welche die Wirksamkeit von topischem Menthol bei Brustkrebspatientinnen mit CIPN untersuchte. Diese Studie belegt zum ersten Mal einen Nutzen der topischen Anwendung von Menthol in dieser Indikation. Die Anwendung führte im Laufe der Zeit zu deutlichen Ergebnissen sowohl auf motorische als auch auf sensorische Symptome. Allerdings sind weitere Studien notwendig, um die Evidenz zu verbessern.

*Die CIPNAT besteht aus zwei Sektionen. In der Ersten werden neun Hauptsymptome, ihr Schweregrad, das Ausmaß der durch diese Symptome verursachten emotionalen Störung und ihre Häufigkeit bewertet. In der zweiten Sektion werden die Auswirkungen der Symptome auf 14 Aktivitäten bewertet, darunter feinmotorische und allgemeine Aktivitäten.

**Modellvarianzanalyse: berechnet mit dem partiellen η2-Wert e (der Effekt, die Wirkung, ist klein, wenn dieser Wert 0,01, mittel, wenn er 0,06, und groß, wenn er 0,14 beträgt); für einzelne Veränderungen galt eine Signifikanz bei p<0,05.

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