Ingwer gegen Übelkeit: Hoffnung für Kinder unter Chemotherapie
2025-02-25
Ingwer hat das Potenzial, sowohl die akuten als auch die verzögerten Phasen von Chemotherapie-induzierter Übelkeit und -induziertem Erbrechen (CINV)* bei Kindern zu reduzieren. So das Fazit der Autoren eines systematischen Reviews zur Evidenz von oraler Ingwer-Gabe bei Kindern mit CINV.
CINV tritt bei über 50 % der pädiatrischen Patienten auf – die Häufigkeit ist damit mehr als doppelt so hoch als bei Erwachsenen. Wenn CINV trotz angemessener antiemetischer Prophylaxe und Therapie auftritt, kann das die Compliance beeinträchtigen. Anlass das antiemetische Potential von Ingwer bei dieser Altersgruppe zu untersuchen. Die systematische Recherche umfasste Datenbanken, wie Pubmed, Embase, CINAHL und Cochrane. Insgesamt wurden 116 Studien gefunden, von denen vier Studien aus dem Iran, Irak, Indien und Ägypten, die Einschlusskriterien gemäß der PRISMA-Kriterien** erfüllten. Zwei Studien wiesen ein geringes Bias-Risiko (RoB) und zwei ein hohes RoB auf.
In die Studien wurden Patienten im Alter von 5 bis 21 Jahren einbezogen, wobei das Durchschnittsalter zwischen 9 und 15 Jahren lag. Die meisten Patienten erhielten Chemotherapie aufgrund akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL, 52,7 %), Osteosarkom (34,3 %) oder anderen malignen Erkrankungen. Angaben zur Chemotherapie wurden in zwei Studien gemacht: Methotrexat bzw. eine Kombination aus Cisplatin und Doxorubicin. Zur Behandlung von CINV kamen unterschiedliche Wirkstoffe zum Einsatz, darunter Standard-Antiemetika, wie 5HT3-Hemmer (Ondansetron und Granisetron), Dexamethason und Metoclopramid. In zwei Studien wurde die gleiche Dosis Ingwer verwendet, nämlich 1000 mg pro Tag für Kinder mit einem Gewicht von 20 - 40 kg und 2000 mg pro Tag für Kinder mit einem Gewicht von über 40 kg, aufgeteilt in drei Dosen. In den beiden anderen Studien nahmen die Patienten zwei und vier Dosen mit insgesamt 960 und 1000 mg täglich ein. Die Kontrollgruppen erhielten ein Standard-Antiemetikum, in zwei Studien zusätzlich Placebo.
Ergebnisse: Alle Studien verringerten statistisch signifikant die akute und verzögerte CINV. Das Relative Risiko in Bezug auf die Symptome (akutes als auch verzögertes CINV, Übelkeit und Erbrechen) lag im Bereich von 0,30 bis 0,60 zugunsten von Ingwer. Die Number Needed to Treat (NNT)-Analyse lag im Bereich von 2-4. In einer Studie zeigte sich ein signifikanter Rückgang von Übelkeit und Häufigkeit des Erbrechens in der Bewertung mit der ESAS (Edmonton Symptom Assessment System)-Skala. Laut den Autoren erlauben die vorliegenden Daten aufgrund von Unterschieden, auch bei Dosierungen und Ingwer-Zubereitungen, keine statistische Meta-Analyse (wie z. B. mit der Forest-Plot-Analyse). Es wurden keine unerwünschten Wirkungen berichtet. Die Ingwer-Einnahme wurde von den Kindern gut vertragen.
Aus Sicht der Autoren hat Ingwer das Potenzial, sowohl die akuten als auch die verzögerten Phasen des CINV bei Kindern zu reduzieren. Aufgrund des Risikos für Verzerrungen und Heterogenität durch die Krebsbehandlung, dem Chemotherapieschema, der Dosierung und unterschiedlichen Ingwer-Zubereitungen sind weitere standardisierte und qualitativ hochwertige Studien mit Kindern erforderlich. Diese systematische Übersichtsarbeit kann als Grundlage dafür verwendet werden.
*CINV = Chemotherapy-induced nausea and vomiting
**PRISMA = Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses zur Einhaltung von Qualitätsstandards bei der Erstellung und Berichterstattung von Systematic Reviews
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