Weniger Tinnitus-bedingte Arztbesuche nach Verordnung von Ginkgo biloba-Extrakt
2024-10-28Tinnitus-Patienten, die eine Verschreibung von Ginkgo biloba-Extrakt (GbE) erhielten, suchten signifikant weniger häufig erneut wegen der Tinnitus-Beschwerden ihren HNO-Arzt auf als Patienten, die systemische Kortikosteroide (CS) und Pentoxifyllin (PTXF) verordnet bekamen. Dieser Zusammenhang war sowohl bei Männern als auch bei Frauen, in allen Altersgruppen für PTXF und in einigen Altersgruppen für systemische CS, signifikant. So lautet das Ergebnis einer retrospektiven Kohortenstudie unter Leitung von Prof. Dr. med. Berthold Langguth, interdisziplinäres Tinnituszentrum der Universität Regensburg.
Die Analyse berücksichtigte Datensätze von HNO-Fachärzten zu 111.629 Patienten mit überwiegend akutem Tinnitus. Die Autoren überprüften diese auf Wiederholungsbesuche der Patienten bei ihrem HNO-Arzt 15 - 365 Tage nach der Erstdiagnose und bewerteten den Zusammenhang mit der Verschreibung der am häufigsten verwendeten Behandlungen: GbE, systemische CS und PTXF.
Ergebnisse: Zwischen Januar 2005 und Dezember 2021 wurden 51.205 GbE-, 34.817 systemische CS- und 25.607 PTXF-Verschreibungen ausgestellt. Die Verordnung von GbE war im Vergleich zu systemischen CS und PTXF mit einer deutlich geringeren Wahrscheinlichkeit eines erneuten Arztbesuchs aufgrund von Tinnitus verbunden [Odds Ratio (OR) 0,91; 95 % Konfidenzintervall (KI): 0,88-0,95 bzw. OR 0,74; 95 %-KI: 0,72-0,77].
Fazit: GbE ist die am häufigsten von HNO-Ärzten verschriebene medikamentöse Behandlung bei akutem Tinnitus in Deutschland. Sie ist mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit verbunden, dass Patienten ihren HNO-Arzt wegen Tinnitus erneut aufsuchen im Vergleich zu systemischen CS und PTXF.
Basis dieser retrospektiven Kohortenstudie sind Daten aus der IQVIA Disease Analyzer (DA)-Datenbank.
Unsere aktuellen Ausgaben
Subsyndromale Ängste – praktische Empfehlungen eines Expertengremiums
Subsyndromale Ängste (SSA) erfüllen zwar nicht die vollständigen diagnostischen Kriterien einer generalisierten Angsterkrankung (GAD), aufgrund ihres nahezu doppelt so häufigen Auftretens wie GAD spielen sie im Praxisalltag jedoch eine wichtige Rolle.