Hepatotoxische Wirkungen der Chemotherapie – Schutz durch Silymarin

2024-10-28
Detail-Aufnahme von Mariendistel-Blüten

Silymarin besitzt ein Potenzial, die durch Doxorubicin verursachten hepatotoxischen Wirkungen bei Patientinnen mit nicht-metastasiertem Brustkrebs zu verringern.

Dieses Ergebnis erbrachte eine an zwei onkologischen Zentren in Mashad, Iran, durchgeführte randomisierte, placebokontrollierte, dreifach-verblinderte Studie. Teilnehmer waren 50 Frauen mit nicht-metastasiertem Brustkrebs (Ø 45,74±7,52 Jahre, duktales Mammakarzinom n = 47). Diese erhielten zum Beginn des ersten Chemotherapiezykluses für die Dauer von 63 Tagen 3-mal täglich 140 mg Silymarin oder Placebo. Zu Beginn des ersten und am Ende jedes weiteren Chemotherapiezykluses (alle 3 Wochen, 4 Zyklen) wurde die Leberfunktion anhand der klinisch-chemischen Parameter (definiert als Zielkriterium) untersucht. Zusätzlich erfolgte die sonographische Beurteilung der Leber zu Studienbeginn und -ende.

Ergebnisse: Die Serumspiegel von Aspartat-Aminotransferase (AST) waren nach Zyklus 3, diejenigen von Alkalischer Phospatase (AP) nach Zyklus 3 und 4 in der Silymarin-Gruppe signifikant niedriger im Vergleich zu Placebo. Obwohl die Albumin-Werte zu Beginn in der Silymarin-Gruppe signifikant niedriger waren, waren sie nach dem 4. Zyklus signifikant höher als in der Placebo-Gruppe. Auch die Kreatinin-Werte verbesserten sich unter Silymarin deutlich und waren nach Zyklus 2 bis zum Studienende signifikant niedriger als in der Placebo-Gruppe. In der Sonographie ergab die Abschlussuntersuchung nach dem 4. Zyklus einen signifikanten Gruppenunterschied: Während in der Placebogruppe alle Patienten eine Fettleber Grad 1, 2 oder 3 aufwiesen, lag in der Silymarin-Gruppe bei 12 % kein Fettleber-Befund, bei den übrigen Patienten lediglich eine Fettleber Grad 1 vor. 

67 % der berichteten unerwünschten Ereignisse (gastrointestinale Symptome und Kopfschmerzen) wurden in der Placebo-Gruppe und 33 % in der Silymarin-Gruppe beobachtet; dieser Unterschied war signifikant (p = 0,032). Da diese Symptome auch durch Chemotherapeutika bedingt sein können, ist die Kausalität nicht zu beurteilen.
Die Autoren weisen auf Limitationen der Studie, wie die kleine Fallzahl, die vielfältige Begleitmedikation und die Durchführung der Sonographie zu Studienbeginn und -ende, teilweise durch verschiedene Prüfärzte, hin. Zur Untermauerung der Ergebnisse und im Hinblick auf die Empfehlung einer geeigneten Dosierung und Anwendungsdauer werden weitere Studien benötigt.

Unter einer Doxorubicin-basierten Chemotherapie entwickelt sich mit einer Inzidenz von bis zu 50 % eine Fettleber, bei etwa einem Drittel der Behandelten zeigen sich pathologische Leberenzym-Werte. Als Hauptursache gelten radikale Sauerstoffspezies (ROS) und eine Verarmung an körpereigenen Antioxidantien wie Glutathion (GSH) und Superoxid-Dismutase (SOD). Für Silymarin sind hepatoprotektive Wirkeigenschaften vielfach experimentell und auch klinisch beschrieben.

Weiter zur Publikation

Unsere aktuellen Ausgaben

Nahaufnahme von Ginkgo-Blättern
2024-10-28

Weniger Tinnitus-bedingte Arztbesuche nach Verordnung von Ginkgo biloba-Extrakt

Tinnitus-Patienten, die eine Verschreibung von Ginkgo biloba-Extrakt (GbE) erhielten, suchten signifikant weniger häufig erneut wegen der Tinnitus-Beschwerden ihren HNO-Arzt auf als Patienten, die systemische Kortikosteroide (CS) und Pentoxifyllin (PTXF) verordnet bekamen.

Hier weiterlesen
Alle Beiträge – Übersicht