Subsyndromale Ängste – praktische Empfehlungen eines Expertengremiums
2024-10-28Subsyndromale Ängste (SSA) erfüllen zwar nicht die vollständigen diagnostischen Kriterien einer generalisierten Angsterkrankung (GAD), aufgrund ihres nahezu doppelt so häufigen Auftretens wie GAD spielen sie im Praxisalltag jedoch eine wichtige Rolle. Sie gelten zudem als Risikofaktor für die Entwicklung einer GAD. Dies bot Anlass für ein internationales Expertengremium von Psychiatern und einem Allgemeinmediziner anhand umfassender Literaturrecherchen Diagnose- und Behandlungsempfehlungen zu erarbeiten und zu veröffentlichen.
Hier ein Auszug:
Symptomatik: Subsyndromale Ängste äußern sich durch innere Unruhe, Nervosität, Anspannung, Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten und führen zu einem hohen Leidensdruck. Anzahl und Dauer der Symptome können bei SSA geringer als bei einer GAD sein (≥ 2 GAD-DSM-5-Kriterien seit ≥ 3 Monaten). Das Kriterium „unkontrollierte Sorgen“ ist bei der subsyndromalen Ausprägung nicht obligatorisch.
Diagnostik: Zur Identifizierung potenzieller SSA-Patienten entwickelten die Autoren ein praxistaugliches Screening-Schema. Für eine erste Einschätzung der Beschwerden von unruhigen und ängstlichen Patienten eigne sich das Ausfüllen des GAD-2-Fragebogen, ggf. bereits im Wartezimmer durchführbar. Bei einem positiven Ergebnis könne dann die medizinische Bewertung mit dem GAD-7-Fragebogen weitergeführt werden. Wenn auch dieses Ergebnis eine Angsterkrankung bestätige, könne durch den Ausschluss vollausgeprägter Angststörungen eine SSA diagnostiziert werden.
Therapie: Eine Behandlung der Ängstlichkeit sollte durch Therapieoptionen ohne Abhängigkeitspotential, ohne Sedierung und ohne ernsthaftes Wechselwirkungspotential erfolgen. Für die Behandlung subsyndromaler Ängste empfehlen die Autoren ein 2-stufiges Modell.
Stufe 1 solle auf Selbsthilfe bzw. -management und anderen Lebensstiländerungen abzielen. Erst als zweite Stufe wird die Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie) bzw. die Pharmakotherapie empfohlen. Dabei sollte auf die Wünsche der Patienten eingegangen werden. Ein häufiger Wunsch sei eine Behandlung mit pflanzlichen Präparaten. Für einen Großteil der Phytopharmaka zur Behandlung von Ängsten fehle jedoch die Evidenz. Die Recherche von Studien ergab als einzigen geeigneten Wirkstoff das spezielle Lavendelöl Silexan®, dessen Wirksamkeit und Verträglichkeit bereits in zahlreichen randomisierten placebokontrollierten klinischen Studien (RCT) sowie in referenzkontrollierten Studien belegt wurde. Hervorgehoben wurde zudem, dass die Wirksamkeit sowohl bei SSA, GAD als auch bei gemischten ängstlichen und depressiven Verstimmungen bestätigt sei und dies ohne Abhängigkeitspotenzial, ohne Sedierung und ohne bekanntes Wechselwirkungspotenzial.
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