Johanniskraut und Ginkgo: Im Doppelpack gegen Tinnitus?
2023-11-15Im Vergleich zur Monotherapie mit Ginkgo biloba-Spezialextrakt EGb 761® erbrachte die kombinierte Behandlung von Johanniskraut-Extrakt und Ginkgo biloba-Spezialextrakt EGb 761® keine zusätzliche Verbesserung bei Patienten mit subjektivem Tinnitus.
Dies zeigen die Ergebnisse einer Pilotstudie, welche die Wirksamkeit der kombinierten Verabreichung von Johanniskraut- und Ginkgo biloba-Extrakten bei Tinnitus-Patienten untersuchte. Durchgeführt wurde die prospektive, randomisierte, kontrollierte Studie in der Abteilung für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde des Universitätskrankenhauses Ajou Suwon, Republik Korea.
Teilnehmer waren Patienten im Alter zwischen 30 und 70 Jahren, die seit mindestens drei Monaten an subjektivem Tinnitus litten. Eine Gruppe (n = 27) erhielt eine Kombination aus Johanniskraut-Extrakt (600 mg/d) und Ginkgo biloba-EGb 761® (160 mg/d), die andere (n = 33) nur Ginkgo biloba-Extrakt EGb 761® (160 mg/d) über 12 Wochen.
Vor Beginn und zum Ende der Behandlung unterzogen sich die Teilnehmer insgesamt sechs Tests, darunter Reintonaudiometrie (RTA), Tinnitogramm und das Ausfüllen von vier Fragebögen: dem Tinnitus Handicap Inventory (THI), dem Beck Depression Inventory (BDI), dem Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) und dem Short Form-36 Health Survey (SF-36).
Nach 12-wöchiger Therapie zeigte sich in der Ginkgo-Gruppe eine signifikante Veränderung des Tinnitus Handicap Inventory THI-Wertes von 30,5 (± 16,7) auf 25,6 (± 17,1) (p = 0,046). In der Kombinations-Gruppe sank der THI-Wert von 34,7 (± 15,9) auf 29,6 (± 16,0) (p = 0,102). Keine der beiden Gruppen zeigte eine signifikante Verringerung der Lautstärke, der minimalen Maskierung im Tinnitogramm oder Veränderung der Schlafqualität. Im Short Form-36 Health Survey (SF-36) verbesserte sich unter der Kombinationsbehandlung der Wert für den Bereich "Social Functioning" signifikant von 74,5 (± 21,5) auf 83,9 (± 20,5) (p = 0,047), während es in den anderen Bereichen zu keiner Veränderung kam.
Die pflanzlichen Arzneimittel zeigten eine gute Verträglichkeit. Es wurden nur wenige unerwünschte Ereignisse (UE) von mildem Schweregrad beobachtet, davon vier UE in der Kombinationsgruppe und ein UE in der Ginkgo-Gruppe.
Die Autoren weisen als Mangel der Pilotstudie auf den mit 14 Fällen relativ hohen Anteil an vorzeitigen Studienabbrüchen, welche meist im Zusammenhang mit der Rücknahme der Einwilligung zur Studienteilnahme (n = 9) oder mit einer Falsch-/Nichtanwendung (noncompliance, n = 5) standen, hin. Ebenso zeigten die eingeschlossenen Studienteilnehmer keine depressive Symptomatik, sodass die Behandlung hierzu keine Besserung erbringen konnte (Studienbeginn; BDI von 7,7 in der Ginkgo-Gruppe bzw. 7,6 in der Kombinationsgruppe). Eine Empfehlung für eine Kombinationsbehandlung von Tinnitus-Patienten mit Johanniskraut lässt sich aus dieser Studie daher nicht ableiten.
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