Capsaicin ist wirksam bei verzögertem CINV

2024-09-30
Detail-Ansicht von Capsicum-Schoten

Bei Patienten, die eine hoch emetogene Chemotherapie erhielten, reduzierte topisches Capsaicin zusätzlich zu einem Standard-Antiemetika-Regime Übelkeit und Erbrechen (CINV*) während der verzögerten und verlängerten Phasen signifikant.

Dieses Ergebnis erbrachte eine am Department of Medical Oncology, Christian Medical College, Vellore, Indien, durchgeführte randomisierte, placebokontrollierte, einfach-verblindete Studie.  

Teilnehmer waren 160 Patienten (104 w, 56 m) mit stark emetogener Chemotherapie. Alle erhielten eine antiemetische Standardbehandlung. Zusätzlich applizierten sie über fünf Tage viermal täglich 2 g Capsaicin-Salbe (0,075 %) oder ein entsprechendes Placebo auf den Bauch. Die von den Patienten selbst angegebene Inzidenz und täglichen Episoden des CINV wurden in der akuten (Tag 1), verzögerten (Tag 2-5) und verlängerten (Tag 2-15) Phase dokumentiert. Zudem wurden Beginn, Schweregrad, Bedarf an Antiemetika, kumulierte Episoden des Erbrechens sowie die Anwendungssicherheit erfasst. Für die finale Auswertung (Intention-To-Treat Population) lagen die Daten von 75 Patienten pro Gruppe vor. 

Ergebnisse: In der Capsaicin-Gruppe erlebten signifikant weniger Patienten in der verzögerten Phase Übelkeit (36,0 % [n = 27] vs. 53,3 % [n = 40]; p = 0,033) und Erbrechen (28,0 % [n = 21] vs. 42,7 % [n = 32]; p = 0,060). Während der verlängerten Phase (Tag 2-15) trat in der Capsaicin-Gruppe signifikant weniger Übelkeit auf (44 % gegenüber 64,0 %; p = 0,014). In der akuten Phase wurde kein Unterschied zwischen den beiden Behandlungsgruppen gesehen. Auch die Häufigkeit der täglichen Episoden von Übelkeit und Erbrechen waren in der Capsaicin-Gruppe während der verzögerten und der verlängerten Phase deutlich geringer. Mit Capsaicin wurde zudem keine Übelkeit im schwersten Grad 3 berichtet (9,3 % vs. 0,0 %; p= 0,007). Die Zeit bis zum ersten Auftreten von Übelkeit und Erbrechen war signifikant verlängert (mit p=0,013 in der verzögerten und mit p=0,009 in der verlängerten Phase). 

Hinsichtlich der Notwendigkeit zusätzlicher Antiemetika, ungeplanter Krankenhausbesuche und unerwünschter Ereignisse zeigten sich keine Unterschiede bei den Behandlungsgruppen.

Die Häufigkeit eines verzögerten CINV ist höher als das akute CINV. Während für das akute CINV überwiegend periphere 5-HT3 (5-Hydroxytryptamin-3)-Rezeptoren verantwortlich sind, wird das verzögerte CINV durch zentrale Mechanismen vermittelt, an denen hauptsächlich Substanz P (SP) und Neurokinin1-Rezeptoren beteiligt sind. Bisher ist die verzögerte CINV mit den verfügbaren antiemetischen Medikamenten weniger gut kontrollierbar. 

Capsaicin ist ein TRPV1-Rezeptor-Agonist, der zuerst eine Sekretion von SP induziert, dann zu einer Desensibilisierung der Rezeptoren führt. Fallberichte und erste Studien hatten eine Wirkung bei CINV gezeigt, was daher Anlass für die jetzt berichtete größere Studie mit Capsaicin war.

*Chemotherapy induced nausea and vomiting

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